Für Immobilieninvestoren eröffnet sich in Europa eine neue Phase des Aufschwungs – getragen weniger von reiner Bewertungserholung als vielmehr von strukturellem Einkommenswachstum. Trotz geopolitischer Spannungen und konjunktureller Unsicherheiten zeigt sich der europäische Markt robust. Die Phase der Preisrückgänge hat in vielen Teilmärkten für attraktive Einstiegsmöglichkeiten gesorgt, denn ein Großteil negativer Erwartungen ist inzwischen eingepreist. Dadurch entsteht eine interessante Ausgangslage für langfristig orientierte Anleger.
Besonders ermutigend ist die Entwicklung der Gesamtrenditen, die sich seit Ende 2024 spürbar erholt haben. Sinkende Finanzierungskosten und gleichzeitig steigende Mieteinnahmen haben dazu beigetragen, dass sich der Markt stabilisiert – mit positiver Tendenz. Für 2025 sehen wir eine weitere Verbesserung. Der entscheidende Unterschied zum letzten Immobilienzyklus liegt dabei im Fokus: Statt auf Renditekompression basiert die Performance nun zunehmend auf realem Einkommenswachstum.
Anleger profitieren dabei vom strukturell begrenzten Angebot, insbesondere in gefragten urbanen Lagen. Gleichzeitig lässt die hohe Erschwinglichkeit in vielen Segmenten Raum für Mietsteigerungen – ein Umfeld, das Vermietern wieder mehr Preissetzungsmacht verleiht. Für die zentralen Nutzungsarten wie Büro, Einzelhandel, Logistik und Wohnen wird ein durchschnittliches Mietwachstum von rund 2,5 Prozent jährlich erwartet. Doch die größten Chancen liegen in der selektiven Allokation: In einem fragmentierten Marktumfeld wird die Qualität der Standorte und Konzepte zum entscheidenden Faktor.
Die strukturellen Treiber dieser Entwicklung sind eindeutig. Der Trend hin zu einem produktivitätsgetriebenen Wirtschaftswachstum stärkt langfristig die Mietdynamik. Gleichzeitig verändern sich die Bedürfnisse der Nutzer. Der zunehmende Digitalisierungsdruck lässt beispielsweise die Nachfrage nach Rechenzentren in die Höhe schnellen. Parallel dazu entstehen in der urbanen Logistik neue Nachfragefelder durch den E-Commerce und wachsende Erwartungen an Liefergeschwindigkeiten.
Auch der Wohnsektor bleibt ein zentrales Thema – allerdings mit neuer Ausrichtung. In vielen europäischen Großstädten macht der anhaltende Wohnungsmangel insbesondere für jüngere Haushalte das klassische Wohnmodell schwer leistbar. Daraus entsteht eine steigende Nachfrage nach kompakteren, funktionalen Wohnkonzepten. Mikro-Wohnen in zentralen Lagen trifft hier auf eine junge, mobile Zielgruppe, die eher bereit ist, Fläche gegen Lage und Qualität zu tauschen. Besonders attraktiv erscheinen Investitionen in Metropolen wie London, Berlin oder Madrid, wo hohe Immobilienpreise, starke Urbanisierung und eine wachsende junge Bevölkerung zusammentreffen.
Für Anleger ergibt sich daraus ein differenziertes Bild: Wer heute in europäische Immobilien investiert, sollte weniger auf kurzfristige Marktbewegungen setzen, sondern gezielt jene Segmente identifizieren, die von strukturellem Rückenwind profitieren. Dazu zählen urbane Logistik, digitale Infrastruktur und neue Wohnformen.