Nahezu alle Logistikunternehmen in Europa rechnen innerhalb der kommenden 12 Monate mit einem gleichbleibenden oder höheren Flächenbedarf. Das ist das Ergebnis einer seitens des internationalen Immobiliendienstleisters CBRE europaweit durchgeführten Umfrage. Besonders auffällig: Unternehmen, die nach Änderung der US-Handelspolitik Anfang April – befragt wurden, gaben überdurchschnittlich häufig an, ihren Flächenbedarf ausweiten zu wollen. Dies könnte auf kurzfristige Störungen in den Lieferketten zurückzuführen sein.
Vorsichtiger Blick auf die mittelfristige Entwicklung
Mit Blick auf die nächsten drei Jahre planen 46 Prozent der Befragten eine Expansion, während nur 12 Prozent eine Verkleinerung der Flächen in Betracht ziehen. Besonders wachstumsstark zeigen sich externe Logistikdienstleister sowie Post- und Paketdienste – ein Indikator für den fortschreitenden Trend zur Auslagerung von Lieferketten. Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe zeigen sich hingegen defensiver: 19 Prozent dieser Gruppe beabsichtigen, ihre Flächen zu konsolidieren. „Die Expansionserwartungen sind realistischer geworden – eine nachvollziehbare Reaktion auf geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten“, sagt Carl Deppisch, Head of European Industrial & Logistics, Occupier bei CBRE. „Gleichzeitig zeigt sich die Branche anpassungsfähig: Viele Mieter nutzen ihre aktuell stärkere Verhandlungsposition, um Mietverträge zu optimieren oder ihre Lagerhallen zu modernisieren.“
Standortwahl: Verfügbarkeit an Arbeitskräften wichtig
Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Gewichtung der Standortkriterien deutlich verändert. „Unternehmen sind selektiver geworden“, sagt Jack Cox, Head of European Industrial & Logistics bei CBRE: „Statt allein auf Mietpreise zu achten, rücken strategische Überlegungen wie Resilienz, ESG-Faktoren und Mitarbeitermobilität stärker in den Mittelpunkt.“ So haben auf Standortebene die Kosten nicht mehr allein die höchste Priorität, wie es noch 2023 der Fall war. Mittlerweile ist auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften gleichrangig für die Auswahl des Standortes entscheidend. Auf Gebäudeebene haben die Kosten nach wie vor oberste Priorität, wobei die Themen Nachhaltigkeit und Energieversorgung immer wichtiger werden. Die Bereitschaft der Befragten für ein Netto-Null-Gebäude (65 %) zu zahlen, ist deutlich höher als für zertifizierte Immobilien (47 %). Der Grund: Rund die Hälfte der Nutzer gibt an, bis 2030 einen Netto Null Ziel für die Immobilien zu haben. „Unsere Kunden fordern greifbare ESG-Maßnahmen, nicht nur ein Siegel an der Wand“, betont Deppisch. „Technologien wie Wärmepumpen und Batteriespeicher bieten nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile.“