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Ein Sommer wie damals …

Lange war das Waldviertel eine Art Geheimtipp bei den Zweitwohnsitzen. Seit März 2020 wird die Region aber stark nachgefragt. Zu Recht.

Fotocredit: mstandret

„Ein Sommer wie damals“ – keine Formel bringt das Lebensgefühl im Waldviertel wohl besser auf den Punkt. Das wussten in den 1960er- und 1970er-Jahren schon einige Wienerinnen und Wiener zu schätzen und suchten sich in der bäuerlichen Umgebung einen Zweitwohnsitz. Die – mittlerweile – alteingesessenen „Zuagroasten“ haben damals Immobilien gekauft, für die sich kein Einheimischer interessierte: alte Bauernhäuser, Fabriken, Mühlen, Jahrhundertwende-Villen, Handwerkshäuser, alte Ställe, was auch immer. Bei vielen dieser Immobilien benötigte man aufgrund ihres desolaten Zustands jedenfalls eine große Vision, was einmal aus ihnen werden könnte.

 Eine neue Zeit

„Der Wohnsitz im Waldviertel ist wieder modern“, so Christian Fröschl, Regionalleiter s REAL Waldviertel: „Der Mensch liebt die ländliche Gemütlichkeit, die man im Kontrast zur städtischen Hektik genießen kann.“ Außerdem hat sich seit der Pandemie der Alltag neu strukturiert – „Homeoffice ist hochgeschätzt, und wenn man nur zwei bis drei Mal ins Büro muss, ist selbst ein Hauptwohnsitz im Waldviertel eine sinnvolle Alternative“, so Fröschl. Die Nachfrage im nördlichen Niederösterreich hat sich intensiviert, was mit dem grundsätzlichen Bedürfnis nach (Bewegungs-)Freiheit und Natur zu tun hat. Das Waldviertel kann dies alles bieten, wobei sich eines verändert hat. Josef Wallenberger, Experte für Standort- und Regionalentwicklung und Geschäftsführer der Wallenberger & Linhard Regionalberatung in Horn: „Die Provinz wird nicht mehr als provinziell wahrgenommen.“

Steigende Nachfrage, steigende Preise

„Die Nachfrage nach Grundstücken und Wohnimmobilien ist ungebrochen gut“, erklärt Peter Weinberger, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien NÖ, Wien & Burgenland sowie Sprecher Raiffeisen Immobilien Österreich. Das spürt man auch beim durchschnittlichen Quadratmeterpreis. Bei den Einfamilienhäusern legte dieser von 2020 auf 2021 um 34 Prozent zu – von 1.914 Euro auf 2.577 Euro pro Quadratmeter. Eigentumswohnungen verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 28 Prozent auf 2.335 Euro. Peter Weinberger vergleicht: „Im Niederösterreich-Durchschnitt betrug die Preissteigerung bei Einfamilienhäusern zehn, bei Eigentumswohnungen sieben Prozent.“ Der Preisanstieg hat sich zuletzt wieder beruhigt und lag vom ersten Halbjahr 2021 bis zum ersten Halbjahr 2022 laut ImmoScout bei sechs Prozent.

Erschwingliche Immobilien

Trotz allem sind viele Liegenschaften weiterhin erschwinglich, was ein großer Pluspunkt für die Region ist. Christian Fröschl: „Obwohl wir in den letzten Jahren einen starken Anstieg der Preise erlebt haben, ist das Waldviertel im Verhältnis zum Großteil Österreichs noch günstig.“ Das liegt auch daran, dass von einem extrem niedrigen Niveau ausgegangen wurde. Michael Mack, Geschäftsführer von IMMO-CONTRACT, vergleicht mit den Wiener Preisen: „In der Bundeshauptstadt liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für ein Einfamilienhaus aktuell bei rund 6.027 Euro.“ Ähnliche Unterschiede zeigen sich bei den Grundstücken: „In Mödling können Grundstücke Preise von bis zu 550 Euro pro Quadratmeter erzielen, während es in Gmünd nur 45 Euro sind“, so Michael Mack. Eines sollte man aber bei den Durchschnittspreisen beachten, meint der Geschäftsführer von IMMO-CONTRACT: „Es kommt regional zu großen Unterschieden. Der Preis für ein Einfamilienhaus im Bezirk Horn ist immerhin um 80 Prozent teurer als für ein Haus im Bezirk Gmünd.“

Eine große Community

Zu glauben, dass man im Waldviertel allein irgendwo im Nirgendwo sitzt, stimmt nicht und hat auch nie gestimmt. Von Gars bis Gmünd finden sich die „Zuagrasten“ zusammen. Man kennt sich (oft schon über Jahrzehnte), man trifft sich, man tauscht sich aus. Vielfach entstehen aus den Treffen im Waldviertel auch neue Freundschaften in Wien. Die Region verbindet. Aber nicht nur mit den anderen „Zuagroasten“, auch mit der heimischen Bevölkerung wird häufig ein sehr enger Kontakt gepflegt. Eine Win-win-Situation für beide Seiten, vor allem, weil viele Häuser, die sonst dem Verfall preisgegeben wären, von den Menschen aus der Stadt gekauft und renoviert werden. Das belebt das Landschaftsbild. Peter Weinberger sieht in den Ortschaften großes Potenzial: „Viele Ortskerne liegen brach. Hier gibt es Flächen die – entsprechend gewidmet und adaptiert – auch für Wohnzwecke genützt werden könnten.“ Das würde die Gemeinden beleben, brächte Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Gleichzeitig könnte aus Leerständen leistbarer Wohnraum gemacht werden – zu vergleichsweise günstigen Preisen und ganz ohne weitere Bodenversiegelung.

Peter Weinberger, selbst gebürtiger Waldviertler, ist überzeugt: „Das Waldviertel wird auch zukünftig im Trend liegen.“ Egal, ob es sich um einen Haupt- oder einen Zweitwohnsitz handelt. Denn wer möchte nicht wieder „einen Sommer wie damals“ erleben?

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Walter Senk

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  • Erschienen am:
    14.12.2022
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Kategorie: Inland

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