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»In den Maßnahmen der Regierung steckt ein großer Denkfehler«

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt der stets streitbare Geschäftsführer von Branchenradar.com, Andreas Kreutzer, warum der Eigenheimbonus trotz aller Kritik sehr wohl sinnvoll gewesen wäre, die Zinsstützung für Wohnbaudarlehen eine interessante Alternative sein könnte und er nicht wie oftmals kolportiert »einfach nur gerne dagegen ist«.

Fotocredit: Report

Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar.com

Wie bewerten Sie das Wohnbaupaket der Regierung?

 
Andreas Kreutzer:  So erfreulich die Unterstützungsmaßnahmen auch sind, sie haben einen entscheidenden Schönheitsfehler. Denn die Förderung von einer Milliarde Euro bis 2026 hilft im Wesentlichen nur den Unternehmen der Bauwirtschaft, die im mehrgeschossigen Wohnbau tätig sind und für gemeinnützige Bauträger arbeiten. Das sind in der Regel die großen Bauunternehmen. Die Mehrheit der Bau- und Handwerksbetriebe – rund 80 Prozent haben weniger als zehn Beschäftigte – hat davon auf den ersten Blick nichts. Denn ihr Markt ist das Einfamilienhaus. Und der von den Sozialpartnern vorgeschlagene Investitionskostenzuschuss von 20 Prozent der Errichtungskosten findet sich im nun präsentierten Paket nicht.


Dieser von Ihnen angesprochene Eigenheimbonus von bis zu 100.000 Euro, den die Sozialpartner vorgeschlagen haben, wurde von vielen Seiten hart kritisiert. Kaum jemand fand ihn gut. Sie schon. Warum?

Die Politik versteht von der Bauwirtschaft leider so wenig wie ein Eisbär von Bananen. Weder versteht man die Spielregeln der Branche noch, wie das Geschäft funktioniert. Bei diesen maximal 100.000 Euro, die auch wir in einer Studie für die Blaue Lagune vorgeschlagen haben, geht es um einen Investitionskostenzuschuss von 20 Prozent. Dieser Fördersatz wurde bewusst gewählt, weil er in etwa der Mehrwertsteuer entspricht. Zudem sind die Baupreise im Wohnbau seit 2020 um rund 33 Prozent gestiegen, davon wollten wir zwei Drittel abfedern.
 Das Wichtigste an der Forderung ist aber, dass sie im Gegensatz zu den jetzt angekündigten Maßnahmen die vielen tausenden kleinen Handwerksbetriebe und Bauunternehmen unterstützt hätte, die im Einfamilienhausbau tätig sind. Da helfen auch die Sanierungsförderungen nicht viel, denn die sprechen nur ganz bestimmte Gewerke an. Aber was ist mit den Tischlereien, den Zimmereibetrieben oder Bodenlegern? Wir haben eine Vielzahl von Gewerken, die mit den aktuellen Maßnahmen überhaupt nicht adressiert werden. Der Eigenheimbonus wäre keine Reichenförderung gewesen, wie es vielfach geheißen hat, sondern eine Förderung der kleinen Handwerksbetriebe und Bauunternehmen. 


Dennoch wären natürlich auch die Häuslbauer gefördert worden. Ich kann mich erinnern, dass Sie in der Vergangenheit den Sanierungsscheck immer wieder hart kritisiert haben, weil er fast nur Mitnahmeeffekte generiere. Wäre das nicht beim Eigenheimbonus dasselbe? Diejenigen, die sich einen Hausbau leisten können, bekommen ein hübsches Körberlgeld?

 Das wäre in dem Fall anders. Das Problem beim Sanierungsscheck war die viel zu geringe Förderquote von 15 Prozent. Je höher der Fördersatz desto geringer die Mitnahmeeffekte.


Und die 20 Prozent beim Eigenheimbonus hätten gereicht?

Ja, weil die Gesamtsumme sehr hoch ist. Das ist eine wichtige Entscheidungshilfe. Das gilt auch für alle dauerhaften Konsumgüter. Studien zeigen, dass die Lohnerhöhungen der letzten Jahre vor allem in Gastronomie, Urlaub und Freizeit geflossen sind und nicht in dauerhafte Konsumgüter. Wir haben beim Austausch von Küchen ein Minus von 24 Prozent. Da muss der Hebel angesetzt werden.


Der Eigenheimbonus wäre mit 100.000 Euro gedeckelt gewesen. Wenn ein Haus eine Million kostet, wären die Mitnahmeeffekte höher, richtig?

 Ja, natürlich. Aber ganz verhindern lassen sich Mitnahmeeffekte nie. Und es bleibt ja dabei, dass die kleinen und mittleren Unternehmen gefördert werden. Zudem sind Häuser in dieser Preisklasse vernachlässigbar. 80 Prozent aller Eigenheime in Österreich kosten weniger als 500.000 Euro. 


Hat es Sie überrascht, dass der Vorschlag so wenig Fürsprecher gefunden hat?

 Das lässt sich alles erklären. Das Einfamilienhaus sowie diejenigen, die es errichten, und die, die darin wohnen, haben in Österreich kaum eine Lobby. Die Wohnbaupolitik in Österreich ist dominiert von den gemeinnützigen Bauträgern. Dass Architekten und Ziviltechniker gegen den Vorschlag sind, ist auch nicht überraschend, weil das Einfamilienhaus für sie kein attraktiver Markt ist, seit die Baumeister selber planen dürfen. Es ist also kein Zufall, dass sich Architekten für Quartiersentwicklung und Nachverdichtung einsetzen, denn da wittern sie das große Geschäft. Das sind immer nur Partikularinteressen. Unsere Motivation war es, die kleinen Bauunternehmen und Handwerksbetriebe zu unterstützen, die keine Lobby haben. 


Gibt es etwas, das Sie an den aktuellen Maßnahmen der Regierung gut finden?

Die Zinsstützung für Wohnbaudarlehen ist eine interessante Alternative zum Investitionskostenzuschuss, da auf Basis des aktuellen Zinssatzes für Wohnbaudarlehen von rund 4,5 Prozent pro Jahr, die Stützung auf 1,5 pro Jahr auf 25 Jahre gerechnet ziemlich genau einer Subvention von 100.000 Euro entspricht. Insofern könnte das nun vorgestellte Paket, hinsichtlich der Absage eines Investitionskostenzuschusses für Einfamilienhäuser, auch als Mogelpackung bezeichnet werden. Der Hebel für den Neubau von Eigenheimen ist meiner Meinung nach aber geringer, als beim Investitionskostenzuschuss. Zudem ist nicht sicher, ob die Zinsstützung tatsächlich bundesweit kommt, denn die Verantwortung dafür hat man an die Länder weitergereicht. 


Erlauben Sie mir zum Schluss eine etwas polemische Frage. Den Sanierungsscheck fanden alle toll, Sie haben ihn kritisiert. Den Eigenheimbonus haben fast alle kritisiert, außer Ihnen. Kann es sein, dass Sie einfach gerne dagegen sind?

 Nein, nein. Ich war ja auch selbst überrascht, dass unser Vorschlag der 20-Prozent-Förderung von Eigenheimen so vehement abgelehnt wird. Und dass die Förderung der thermischen Sanierung bislang nicht wirklich funktioniert, zeigt die Tatsache, dass die Töpfe nicht geleert wurden. Mit der Nachjustierung, der höheren Dotierung und den höheren Fördersätzen könnte das System funktionieren. Aber auch da fließen bis zu 50.000 Euro ins Einfamilienhaus, es werden aber nur sehr wenige Gewerke bedient. Dennoch ist die Neuausrichtung gut und richtig. Was es jetzt braucht sind Maßnahmen für den Neubau. Das gilt auch für den geförderten Wohnbau. Aber da sind die Länder in der Pflicht. 


Wie stehen Sie zur Aufstockung der Wohnbauförderung mit Bundesmitteln?

Dann würden wir den Ländern aus der Patsche helfen. Aber warum sollte der Bund das tun? Seit dem Jahr 2000 hat die Wohnbauförderung 60 Prozent an bauwirksamem Wert verloren. Eigentlich müssten die Wohnbaufördertöpfe nicht mit zwei Milliarden gefüllt sein, sondern mit vier Milliarden. Es ist auch das gute Recht von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die für die Wohnbauförderung zahlen, diese vier Milliarden einzufordern. Wenn jetzt wieder der Bund aushilft, wäre das aus meiner Sicht ein völlig falsches Signal. Was wir jetzt brauchen, ist eine Valorisierung auf das Jahr 2000. Ich finde die Interessenvertretungen ja nett, die sind so zurückhaltend. Sie fordern 500 Millionen, dabei stehen ihnen zwei Milliarden zu. 
 

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Geschrieben von:

Bernd Affenzeller

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  • Erschienen am:
    18.04.2024
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