Und so setzt sich der zweite Tag fort. „Weniger Ausstellungsfläche, große Player sind nicht da, und Besucher sind auch weniger auf der Messe“, lautet die Zusammenfassung eines Branchenteilnehmers, der nicht genannt werden wollte. Es zeigt sich überhaupt, dass viele Wahrheiten entweder nicht oder nur im Schutz der Anonymität ausgesprochen werden. Wobei die Anzahl der Besucherinnen und Besucher von den Befragten sehr unterschiedlich eingeschätzt wird.
Jetzt aber zu den Fakten.
Martin Bartl, Geschäftsführer von one8one: „Es ist leider so, wie ich es schon vor einem dreiviertel Jahr in einem Interview mit der Immobilien-Redaktion befürchtet habe. Es wird erst Ende 2026, Anfang 2027 entscheidend besser werden.“ Martin Bartl spricht hier von der wirtschaftlichen Lage, die sich massiv auf die Immobilienbranche auswirkt.
Franz Kollitsch, Kollitsch Invest, kann als Geschäftsführer eines Family-Office die aktuellen Chancen allerdings auch nutzen: „Wir unterscheiden uns von den anderen Käufern, die fertige Projekte kaufen, darin, dass wir anders kaufen können. Wir haben die technischen und konzeptionellen Erfahrungen und können uns daher andere Liegenschaften ansehen, die erst entwickelt oder transformiert gehören.“ Um wirklich Renditen zu schaffen, „muss man eine fundamentale Wertschöpfung auf die Immobilie bringen“. Egal, welche Größenordnung das Projekt hat. Ein Projekt mit 25.000 Quadratmetern kann von Kollitsch Invest selbst umgesetzt werden, für größere Projekte überlegt man, zukünftig mit Partnern zusammenzuarbeiten. Daraus erschließen sich zwei Gedanken.
Erstens wird es – wie schon lange erwartet – nur gemeinsam gehen, und die persönlichen Netzwerke werden in Zukunft wichtiger, wie es auch Alina Dekas, Head of ARE Asset Management, sieht: „Wissen ist wichtig, aber die Leute zu kennen und Netzwerke zu haben ist noch wichtiger.“ Win-win-Möglichkeiten werden die Zukunft sein. „Der kritische Erfolgsfaktor ist, eine Win-win-Situation zu kreieren, um die Branche wieder in eine Hochphase zu bringen“, so Gerald Herndlhofer, Drees & Sommer: „Aber man muss die Partnerschaft auch leben, und zwar auf Augenhöhe.“
Zweitens sieht Franz Kollitsch in den kommenden Projekten die nächsten Schritte im Aufschwung: „Am Anfang solcher Phasen, in denen es wieder bergauf geht, kommen die opportunistischen angloamerikanischen Finanzierer. Dann folgen die deutschen Investoren. Das wird aber noch zwei Jahre dauern.“ Für Kollitsch Invest ist es aber jetzt der beste Moment um zu investieren, und Franz Kollitsch meint rückblickend: „Die Zeit, in der die Preise so hochgeschossen sind, mussten wir abwarten. Es wäre sinnlos gewesen, etwas zu kaufen.“ Was passiert, sieht man in der aktuellen Situation. „Es kommt in den nächsten Monaten einiges in die Verwertung“, erwartet Franz Kollitsch.
Zu den Schwierigkeiten, die insgesamt zu überwinden sind, äußert sich ein österreichischer Anwalt (Name der Redaktion bekannt). Er spricht das gespannte Verhältnis zwischen den Banken und den Unternehmen wegen der notleidenden Projekte sehr direkt an: „Es ist schwierig, die Banken zu approachen, um aus der Scheiße herauszukommen. Das größte Problem ist die totale Vernichtung des Vertrauensverhältnisses aller Beteiligten. Die Banken haben keinen Plan, was sie mit den vielen Kreditfällen, die sich da in den Workout-Abteilungen angehäuft haben, machen sollen. Es fehlt die notwendige Expertise, ob ein Projekt erfolgreich zu Ende geführt werden kann oder in die Tonne getreten werden muss.“ Es gibt keinen Plan, die guten von den schlechten Projekten zu unterscheiden, und dadurch wird jede Menge Vermögen verbrannt.
Zum Schluss noch ein motivierender Satz von Christine Dornaus, Geschäftsführerin der BIG und der ARE Austrian Real Estate: „Die Messe ist großartig. Bei den Österreichern herrscht immer gute Stimmung, das haben wir im Naturell.“
Anders wird es wohl nicht gehen.